Krieg

Krieg

Ich schaute mir kurze Videos von Soldatinnen und Soldaten an, die nach Hause zurückkehrten. Oft nach Monaten des Dienstes in irgendwelchen Kriegsgebieten. Die unbeschreibliche Freude, die ich sah, berührte mich, wenn sich Eltern und deren Töchter und Söhne, Frauen und Männer, ja sogar Tiere die Frauchen oder Herrchen nach Monaten wiedersahen. Wieder einmal dachte ich über Krieg nach. Ich habe in den letzten Jahren versucht die Ursachen von Kriegen zu verstehen und muss gestehen, trotz vieler Informationen, die ich fand, ich habe es nicht verstanden. Das Nichtverstehen bezieht sich auf die tatsächlichen Ursachen. Die Ursachen für Kriege erscheinen derart vielschichtig, dass ich das Gefühl habe, die Wahrheit liegt versteckt in diesem Dickicht von Geschichten.

Was ich beobachten konnte, ist folgendes. Die Einseitigkeit in der Darlegung von Gründen für Kriege, im Sinne der jeweiligen subjektiven Interessenlage, ist auf beiden Seiten der Kriegsparteien vorhanden. Oft mit der nachweisbaren Absicht zu manipulieren oder die jeweils einheimische Bevölkerung zu belügen um sie als Kriegsbefürworter zu gewinnen. Dieser Aspekt wird wesentlich von den Medien in ihrer oftmals einseitigen Berichterstattung mitgetragen. Einseitig insofern, als dass die Berichterstattung über die Seite, mit der sympathisiert wird, auffallend unkritisch ausfällt. Dies im Gegensatz zur Berichterstattung über die andere Kriegspartei, den vermeintlichen Feind. Hier ist ein Mangel an Objektivität beobachtbar. Eine Möglichkeit sich dieser Objektivität wenigstens zu nähern ist, die nachweisbare, im Sinne von dokumentierter, Geschichte zu betrachten. Hierbei können wir die heute zugänglichen Medien nutzen, wo über Bild- und Tonaufzeichnungen oder schriftliche Berichte Informationen erhältlich sind. Obwohl hier ein großes Potential bezüglich verfügbarer Informationen schlummert, sollten diese achtsam und kritisch betrachtet bzw. hinterfragt werden. Mit fortschreitender Digitalisierung sind auch hier Manipulationen möglich sind. Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, umso mehr verliert sich die Objektivität im Dunkel der Vergangenheit. Es ist mit unseren normalen Sinnen nicht mehr prüfbar inwiefern wir es da mit der Wahrheit zu tun haben. Mit eigenen Recherchen kann versucht werden die Ursachen zu erkennen. Diese können uns in die Lage versetzen die jeweils aktuellen, sprich beobachtbaren heutigen Wirkungen und Handlungen objektiver einzuschätzen. Dies ist bei der jeweiligen Kriegsrhetorik keine leichte Aufgabe. Hier treffen wir häufig auf ein Denken in Schwarz und Weiß. Es scheint nur die Guten und die Bösen zu geben. Mein Leben hat mich gelehrt die Nuancen zwischen schwarz und weiß zu betrachten. Dadurch ist eine Annäherung an die Objektivität zumindest möglich. Diese Betrachtungsweise kann das daraus resultierende Bild abrunden. Objektives Betrachten ist jedoch unmöglich, solange wir subjektive Argumente, sprich Meinungen, ungeprüft übernehmen. Die Gründe für Kriege sind mannigfaltig und im Rückblick auf die Geschichte geht es, so wie auch heute, um Machtstreben, Geopolitik, wirtschaftliche Interessen und sonstige nicht immer klar erkennbare Gründe. Jedoch bewegt mich dieser Teil meiner Betrachtung nicht so sehr wie ein anderer Aspekt von Krieg.

Es ist ein Aspekt, der mich persönlich auf einer tieferen Ebene als der des Verstandes berührt, im Herzen. Es sind die Schicksale der Soldatinnen und Soldaten, die in den Krieg geschickt werden. Es sind dies die Menschen in den Kriegsgebieten, die Zivilbevölkerung, Frauen, Männer, Kinder. Es ist Mutter Erde. Es ist die Tierwelt. Diese, selten freiwilligen oder befürwortenden, Teilnehmer an Kriegen finden nicht statt. Sie wurden auch nicht gefragt, ob sie Krieg wollten. Sie tauchen lediglich als Zahlen in Statistiken auf oder auch als so genannte Kollateralschäden. Manchmal begegnen sie uns durch Bilder, um, subjektiv gesehen, Stimmungen in die eine oder andere Richtung zu lenken. Inwiefern dieser Aspekt im Bewusstsein der Handelnden, der Entscheider vorhanden ist erschließt sich mir nicht. Jedoch macht das Ignorieren der unfreiwilligen Kriegsteilnehmer und ihrer Schicksale es leicht Kriege zu führen. Heute umso mehr wie das Töten durch die modernen Waffen auf große Entfernung möglich ist. Die Kriegsparteien stehen sich nicht zwingend Auge um Auge gegenüber und müssen somit nicht sofort die Wirkung ihres Handelns mitansehen.

Noch viel weniger müssen die Hauptentscheider in den einzelnen Regierungen die Folgen ihrer Entscheidungen mitansehen oder Verantwortung dafür übernehmen. Zumindest erscheint dies so. Wenn wir die Anzahl der Menschen kennen würden, die über Kriege entscheiden, wären wir möglicherweise entsetzt das diese geringe Anzahl von Menschen, vermeintlich, für so viel Leid verantwortlich sind und vielleicht sind wir sogar über uns selbst entsetzt, weil wir dies zulassen. Das wir als Bürger ihnen diese Macht zugestehen. Auch ich frage mich wieviel ich zu solchen Entscheidungen durch mein Handeln oder auch nicht handeln beitrage. Deshalb schreibe ich diese meine Gedanken auch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Es ist der Versuch als Subjekt Mensch, der ich bin, so objektiv wie mir dies möglich ist, beobachtbares und recherchierbares in Worte zu kleiden, ohne zu verurteilen oder für eine bestimmte Seite Partei zu ergreifen.

Und so möchte ich einen Bogen spannen zu den Akteuren, egal auf welcher Seite, die insofern Verantwortung für Kriege und deren Folgen tragen als sie sich für Krieg entscheiden. Dabei spielt es subjektiv, keine Rolle, ob jemand aktiv am Krieg beteiligt ist oder diesen durch welche auch immer gearteten Maßnahmen unterstützt. In meinen Gedanken tauchten Fragen auf, wie Menschen mit der Thematik pro oder kontra Krieg umgehen würden, wenn sie über folgendes nachdenken würden und sich ehrlich und bewusst im Herzen folgende Fragen stellen würden.

Wenn die Möglichkeit bestehen würde, dass der Krieg zu mir kommt, würde ich Krieg dann befürworten?

Wenn ich meinen Sohn oder meine Tochter durch den Krieg verlieren könnte, würde ich Krieg dann befürworten?

Wenn meine Heimat zerbombt werden könnte, alles in Schutt und Asche liegt, würde ich Krieg dann befürworten?

Wenn ich all mein Geld, meinen vermeintlichen Wohlstand, durch den Krieg verlieren könnte, würde ich Krieg dann befürworten?

Wenn der Krieg in anderen Ländern meine eigene Lebensgrundlage zerstört, die Wirtschaft meiner Heimat vernichtet, würde ich Krieg dann befürworten?

Wenn ich Bilder des wahren Krieges, der Vernichtungen, der Gewalt, der Folter, der geschändeten Erde, Menschen und Tiere genauso oft anschauen würde wie meine Nachrichten auf meinem Smartphone würde ich Krieg dann befürworten?

Wenn wir, die Bürger eines jeden Landes, per Volksentscheid durch eine direkte demokratische Handlung, durch die Annahme unserer Eigenverantwortung, nein zu Krieg, nein zu jeder wie auch immer gearteten unterstützenden Handlung von Kriegen sagen könnten, würden wir dies tun?

Ich würde diese Fragen gerne mal unseren Entscheidern in Deutschland stellen. Eine andere Frage, die sich jeder selbst, morgens, nach dem Aufstehen stellen kann ist folgende:

Sind meine individuellen Entscheidungen, die ich jeden Tag treffe, zum Wohle aller?

Ich bin mir darüber bewusst, dass der Weg dorthin nicht so einfach ist wie er sich mit Worten beschreiben lässt. Jedoch weiß ich um die Macht von Worten im Sinne von Gedanken-Worte-Taten.

Alles Liebe und Friede in deinem Herzen

Peter