Zum Funktionieren einer Gemeinschaft gehört etwas das ich Gleichklang nennen möchte. Gleichklang. In gewisser Weise schwingen sich die Menschen aufeinander ein, sie agieren miteinander so sie eine Gemeinschaft sein wollen. Dies bedingt meines Erachtens kritische Selbstreflektion bei jedem einzelnen. Dazu gehört, eingefahrene Wege zu verlassen so sie der Gemeinschaft nicht dienlich sind. Das kann schmerzhaft sein, ist aber immer heilsam. Ich praktiziere das ständig und weiß wovon ich da spreche. Das subjektiv gesehen, egoistische Verharren in seinen vermeintlichen Wahrheiten und Meinungen jedoch kann zu Dissonanzen in der Gemeinschaft führen. Dann sollte überlegt werden ob es eine Möglichkeit gibt in Resonanz zu gehen mit dem was für alle wichtig ist. In meinem persönlichen Fall, als Unternehmer, ist das sozusagen in Resonanz zu gehen mit dem was die Bauhütte ausmacht. Bei der Bauhütte ist vieles anders als in den meisten anderen Handwerksbetrieben. Ich habe verstanden, dass eine Gemeinschaft, so auch unsere Gemeinschaft bei der Bauhütte, nur mit Annahme funktioniert. Dies gilt für alle Menschen mit denen ich als Unternehmer zu tun habe. Dies hat bei mir dazu geführt, dass ich entgegen jeglichen vermeintlichen Erkenntnissen wie ein modernes System funktionieren soll, manche sagen auch muss, ein anderes gewählt habe. Das ist das Prinzip der
Liebe und der Annahme.
Und doch gibt es da die Dualität, oder einfacher gesagt das Leben selbst, das mich zwingt in meine Eigenverantwortung zu gehen, jeden Tag aufs Neue. Das bedeutet für mich im Hier und Jetzt zu leben und Entscheidungen zu fällen die subjektiv meiner Wahrheit entsprechen. Ob dies immer so ist? Ich weiß es nicht. Es spielt auch keine Rolle weil ich mit meinen Entscheidungen Ursachen setze, die Wirkungen haben. Dafür trage ausschließlich ich die Verantwortung und darüber bin ich mir im Klaren. Ich versuche bei meiner Entscheidungsfindung zu berücksichtigen was zum Wohle aller ist. Dies kann für einzelne meiner Mitmenschen mit Schmerz und Enttäuschung verbunden sein. Ich bin jedoch auch Individuum so wie jeder von euch. Es gilt auch für mich, mich abzugrenzen und auf meinen Seelenfrieden zu achten. Dies wird mir mehr und mehr bewusst auch wenn dieser Gedanke mit Unsicherheiten behaftet ist da dies schnell im Egoismus landen kann.
So lange wie ich zurückdenken kann war mein Leben gefühlter Kampf. Ich weiß nicht wie viele Stunden und Tage ich damit zugebracht habe darüber nachzudenken warum das so ist. Warum sich das Leben als Kampf anfühlte. Vielleicht stehen wir heute, im Jahre 2020, am Anfang eines neuen Weges. So fühlt es sich für mich zumindest an. Dies ist für mich der Weg der Mitte. Ein Weg der bei allen individuellen Belangen oder Befindlichkeiten stets auch das Wohl aller anderen Menschen im Blick hat. Das mag die Gefahr reduzieren andere zu verletzen oder auszugrenzen.
Das Leben hat mir in den letzten Jahren durch meine Mitmenschen viele Verhaltensweisen des menschlichen Daseins gezeigt die mir nicht gefallen haben. Ich habe dagegen angekämpft in dem ich versuchte die Menschen zu ändern. Nun habe ich verstanden dass das Leben mir meine Themen gezeigt hat, immer zeigen wird und es darum geht das ich mir diese ansehe. Damit ich mich auf den Weg mache meine Wahrheit zu finden, abseits vom Ego. Ich habe mir nie Fehler oder Schwächen zugestanden. Immer musste in meiner kleinen Welt alles perfekt laufen. Wer da nicht mitspielte musste bekämpft werden. Manchmal im Außen, manchmal nur in mir drin. Nun bin ich des Kämpfens müde. Ich möchte leben, einfach so. Und das geht tatsächlich!
Ich mache vermeintlich Fehler, ich habe hier und da Ängste und manchmal handle ich ungerecht. Was ich allerdings immer versuche, ist darüber zu reflektieren. Mein Bestreben ist immer, aus dem Herzen zu handeln. Vielleicht habe ich mich dabei zu oft selbst verloren in dem Glauben anderen gerecht werden zu müssen oder in dem Glauben Ihnen auf Ihrem Weg zu helfen. Vielleicht habe ich dabei vergessen dass jeder für sich selbst verantwortlich ist. Für seine Gedanken und seine Taten. Ich wurde geboren um mich selbst zu finden. Je mehr ich mich finde umso mehr kann ich meine Mitmenschen bei Ihrer Suche unterstützen, so sie denn suchen wollen. Denn ein Muss gibt es nicht. Dies gelingt mir immer besser wenn ich dies aus meiner Mitte heraus mache. Mit der Möglichkeit mal zu weit nach rechts oder links abzudriften. Die Ursachen die ich als Mensch erzeuge entfalten Wirkungen. Diese habe ich eigenverantwortlich anzunehmen und die Konsequenzen zu tragen. Dies ist immer mit Entwicklung und Erfahrung im positiven Sinn verbunden. Mindestens in der Rückschau. Manchmal im Moment der Wirkung.
Wir haben jedes Recht unseren persönlichen Lebensweg zu gehen. In meiner Welt darf dies jedoch nicht zu Lasten meiner Mitmenschen geschehen. Das lebe ich, jeden Tag. Mit Liebe und Annahme in der Überzeugung das dies der richtige Weg ist.
Ich habe versucht mit den vorhergehenden Zeilen zu beschreiben wie es in meiner kleinen Welt ausschaut, weil ich das Gefühl habe, dass das vielen von meinen Mitmenschen ähnlich geht, vor allem in den momentan schwierigen Zeiten. Vielleicht hilft es ja anderen wenn ein alter Handwerksmeister wie ich es bin, sein Herz sprechen lässt.
Getreu meinem Motto:
Handwerkskunst – von Hand, mit Herz und Verstand; und manchmal mit dem Stift in der Hand!
In diesem Sinne wünsche ich meinen Kolleginnen und Kollegen eine ruhige und friedvolle Zeit.